Der Gründer der Osmanischen Herberge in Kall und regionales Oberhaupt der Gemeinschaft ist
Scheikh Hassan, "der schreckliche", wie er selber gerne schmunzelnd hinzufügt, denn diesen Bei-Namen bekam er von seinem als humorvoll bekannten Lehrer
Scheikh Nazim höchstpersönlich verliehen.
Auf dieser Seite wollen wir einige Stationen aus Scheikh Hassans Geschichte vom christlich erzogenen Kind aus dem nach-kriegs West-Berlin zum
Imam der Moschee und Leiter der Sufi-Dergah in der Eifel berichten - in der Absicht, dem neugierigen Leser (und natürlich der Leserin) eine erste Idee zu vermitteln, was in der Osmanischen Herberge vor sich geht, und vielleicht beim ein oder anderen das Bedürfnis zu wecken diesen spannenden Menschen einmal kennen zu lernen.
Scheikh Hassan selber würde als "Leiter der Herberge" angesprochen eher abwinken und ist
kein Freund von wichtigen Titeln, sondern würde sich selber eher als einen beschreiben, der sich lediglich bemüht, dem unerreichbaren Vorbild seines Lehrers Scheikh Nazim zu folgen, und dessen Auftrag, dass Zentrum zu betreiben, zu erfüllen.
So sagt er selber, wenn er in den
Sohbet-Versammlungen zu der Gemeinschaft spricht:
"Die Leute hier nennen mich immer Scheikh, dabei bin ich auch nur einer, der darauf hofft und darum bittet, von meinem Scheikh gute Inspirationen zu bekommen, was ich jetzt gleich sagen soll."
Vielleicht ist es die
besondere Art, in der Scheikh Hassan einerseits den Glauben ernstnimmt und vorlebt, und gleichzeitig nicht ohne Selbstironie und Humor die eigenen Schwächen eingesteht und Fragen anderer versteht und beantwortet, die ihn in der Gemeinschaft so beliebt sein lassen.
Es darf ruhig laut gelacht werden, wenn er zum Beispiel über die Schwierigkeiten spricht, sein Gebet mit der gebotenen Aufmerksamkeit zu verrichten. Dazu schauspielert er dann gern ein kleine Sequenz, wie dem bemühten Schüler die Gedanken im Gebet doch zu den Dingen des Alltags abwandern, bis er nach der dritten Verbeugung im Gebet feststellt, dass er den Faden verloren hat und nicht mehr weiss, ob jetzt noch eine oder zwei Verbeugungen zu folgen haben.
Mit dieser Form,
den Glauben, nicht aber sich selber zu ernst zu nehmen und einem reichen Schatz an lustig-lehrreichen Geschichten (die er am liebsten bei einem Mate-Tee erzählt) gelingt es ihm auf besondere Art, den Zuhörern die Ohren und Herzen zu öffnen, und auf eine neue Weise über sich selber nachzudenken.

In der Osmanischen Herberge ist er
fast täglich anzutreffen, um die Gebete und den
Dhikrullah mit der Gemeinschaft zu verrichten und alle möglichen Fragen der Menschen zu beantworten. Daneben ist er trotz seines fortschreitenden Alters noch sehr
viel auf Reisen, bei denen er Seminare gibt, Vorträge hällt und Menschen zum gemeinsamen Dhikr und zum Islam einlädt.
Dabei nutzt der ausgebildete Cellist gerne die
Musik, um mit dem Publikum eine gemeinsame Schwingung zu erzeugen, und ist seit vielen Jahren mit seinem sich stetig wandelnden Ensemble
"Muhabbat Caravan" international unterwegs.
Scheikh Hassan ist einer der wenigen
deutsch-stämmigen Imame (Moschee-Vorsteher) in Deutschland, wo in Moscheen häufig aus dem Ausland "importierte" Imame anzutreffen sind - was leider für den Austausch zwischen Moschee und deutscher Gesellschaft nicht immer hilfreich ist.
Da Scheikh Hassan unter anderem in Medina und Damaskus
Arabisch, den Koran und das Leben des Propheten Mohammed 
studiert hat, ist er auch bei Muslimen aus traditionell islamischen Ländern anerkannt, so dass in der Osmanischen Herberge Muslime aus allen erdenklichen Ländern zum Gebet zusammen kommen.
Auch dies ist in Deutschland nicht der Normalfall, und führt nicht selten dazu, dass Scheikh Hassan bei einer Veranstaltung wie z.B. dem
Juma (Freitagsgebet) Deutsch, Englisch und Arabisch spricht um von allen Anwesenden verstanden zu werden.
Scheikh Hassans Zeit ist dem Gottesdienst und dem Dienst an der Gemeinde gewidmet, einen "Freizeitmodus" von diesen Aufgaben kennt er nicht. Dabei unterstützt wird er seit 1975 von seiner ebenfalls deutsch-stämmigen Ehefrau
Hadja Karima, die mit ihm gemeinsam Schülerin bei Scheikh Nazim war, und deren Ehe mit fünf Kindern und zahlreichen Enkelkindern gesegnet ist.
Biografie im Überblick
1946
Geboren als Peter Christian Dyck in West-Berlin als Sohn einer holländischen Opernsängerin und einem deutschen Kaufmann
1966
Studium an der Berliner Musikhochschule, Schwerpunkt Cello
1970
Auslands-Studium in Indien, erste Kontakte zu indischer Musik und Spiritualität
1975
Nach intensiver Suche im wilden Berlin der 70er Jahre schließt sich Peter Dyck der Sufi-Gemeinschaft des Meisters Omar Ali Shah an, nimmt den Islam und seinen Namen Hassan an und heiratet
1978
Umzug der Familie Dyck nach Medina (SaudiArabien), erste Hadj und einjährige arabisch und Koran Studien
1979
Familie Dyck zieht um nach Damaskus, Syrien, um dort bei Scheikh Nazim zu leben und zu lernen
1984
Umzug mit Scheikh Nazim in dessen Heimat im türkischen Teil der Insel Zypern. Während der Zeit mit Scheikh Nazim begleitet Scheikh Hassan diesen als enger Begleiter bei zahllosen Reisen nach Europa, wo Scheikh Nazim den Menschen den Weg des Sufismus näher bringt
1985
Rückkehr der Familie Dyck nach Deutschland - Scheikh Hassan verdient den Lebensunterhallt für seine Familie als Handelsvertreter, und organisiert als einer der Ersten Überland-fahrten von Deutschland zu den heiligen Städten in Mekka und Medina. So vollzieht er in den Jahren zwischen 1988 und 1999 ganze zehn mal die Pilgerfahrt Hadj als Reiseleiter.
1995
Gründung der Osmanischen Herberge als Sufi Zentrum für Nordeuropa, zeitgleich beginn der eigenen Reisen durch Europa, Nordafrika und Südamerika um über den Weg der Sufis zu berichten und mit Vorträgen und Musik die Menschen zu erreichen. In der Folgezeit entstehen auch mehrere, im Selbstverlag veröffentlichte CDs seines Musik-Ensembles "Muhabbat Caravan".